Seychelles Magpie Robin: Drossel oder Fliegenschnäpper?

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robhof
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Seychelles Magpie Robin: Drossel oder Fliegenschnäpper?

Beitrag von robhof »

Seychelles Magpie Robin: Drossel oder Fliegenschnäpper?

Bild Ein Jungvogel von der Insel Aride. Jedes Individuum dieser Art, das noch auf dieser Erde lebt, ist auf eine unverwechselbare Art beringt.

Eine der größten Vogelraritäten der Seychellen und zugleich eine der seltensten Vogelarten der Welt ist zweifellos die Seychellen-Elsterdrossel, Seychellendajal oder Seychellen-Dajaldrossel, auf Englisch Seychelles Magpie Robin, auf Französisch Shama, Dyal des Seychelles oder Pie chanteuse des Seychelles, auf Kreolisch Pisantez (Copsychus sechellarum).

Den Namen Magpie Robin erhielt der Vogel, weil er mit seinen weißen Streifen an den Flügeln und dem blau-schwarzen Körper entfernt an eine Elster erinnert. Die Erscheinung, Größe und Lebensweise gleicht ansonsten eher unserer europäischen Amsel (eine Drosselart).

In den deutschen Namen des Vogels kommt das Wort "Drossel" vor, und tatsächlich zählte man die Magpie Robins lange Zeit zu den Drosseln (Familie
Turdidae; wie unsere Amseln). Doch seit einigen Jahren stellen die Ornithologen die seltenen endemischen Seychellenvögel zu den Fliegenschnäppern (Familie Muscicapidae), siehe http://www.birdlife.org/datazone/sites/ ... d=6638&m=0

Die Fliegenschnäpper (Muscicapidae) sind eine artenreiche Familie der Sperlingsvögel (Passeriformes). Die Systematik dieser Gruppe von Vögeln ist ziemlich umstritten. Sie sind nahe mit den Drosseln verwandt. Eine Reihe von Gattungen wird von verschiedenen Autoren wechselweise der einen oder der anderen Familie zugeordnet - so auch der Seychellen Magpie Robin. Die Zuordnung zu den Fliegenschnäppern scheint aber heute weite Akzeptanz zu haben. Robin ist übrigens der englische Name von mehreren Vögeln, die zu den Drosseln oder Fliegenschnäppern zählen (etwa Rotkehlchen).

Der englische Name ist etwas irreführend: Er verweist auf zwei ganz unterschiedliche Vögel, wobei keiner der beiden unmittelbar mit dem Seychellen Magpie Robin verwandt ist.
Magpie (Pica pica) Elster (ein Rabenvogel, Corvidae)
und
Robin (Erithacus rubecola) Rotkehlchen (auch ein Fliegenschnäpper, Muscicapidae)

Zwischen Elstern und Seychellen Magpie Robins bestehen in der Färbung und Strategie der Nahrungssuche bestimmte Ähnlichkeiten. Rotkehlchen sehen zwar ganz anders aus, doch in ihrem Verhalten, Menschen bei Gartenarbeiten zu folgen und sich hüpfend am Boden fortzubewegen, ähneln sie auch den Robins. Das ist wohl der Grund dafür, dass ein früher britischer Vogelkundler den Doppelnamen Magpie Robin eingeführt hat.

Eine tiefer gehende Analyse des englischen Namens zeigt, dass sich die erste Silbe von "Magpie" von "Mag" oder "Meg" ableitetet. Das waren im späten 18. Jahrhundert häufig verwendete Spitznamen für "Margaret". "Mag" oder "Meg" sagte man zu jemanden, der viel und schnell redete (Schwätzer). "Robin" hingegen ist ein Spitzname für "Robert". Oft nannten sich abenteuerlich veranlagte, spitzbübische Gestalten so (Robin Hood, Robin Goodfellow). Ob es aber irgendwelche Ähnlichkeiten zwischen Robin Hood und Rotkehlchen gibt, erscheint unwahrscheinlch. Dann eher schon mit Elstern ...

Logischer ist der wissenschaftliche Name des Vogels Copsychus sechellarum. Er bedeutet "Seychellen-Amsel", denn Copsychus leitet sich aus dem griechischen "kopsukhos" ab, was "Amsel" bedeutet. Die Ähnlichkeit mit Amseln ist in der Tat nicht zu übersehen und lange Zeit zählten die Magpie Robins wie die Amseln zu den Drosseln. Aber selbst wenn sie heute zu den Fliegenschnäppern gestellt werden, Drosseln und Fliegenschnäpper sind sehr nahe verwandt. Die beiden Vogelarten zu vergleichen ist somit kein grober wissenschaftlicher Fehler ...

Der kreolische Name "Pisantez" kommt aus dem lokalen Französischen "Pie chanteuse", was "Singender Pie" bedeutet. "Pie" ist ein Vogel mit schwarzen und weißen Federn. "Chanteuse" bedeutet "Sänger" und weist auf den schönen und melodischen Gesang des Vogels hin.
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Einst auf allen oder zumindest den meisten Granitinseln beheimatet, wurde der endemische, etwa amselgroße und äußerst "treue" Vogel (die Paarbindung ist bei dieser Art sehr fest) mit einem Hauch metallischen Blaus überall außer auf Frégate ausgerottet, bis er mit nur noch 20 oder 30 Exemplaren als praktisch ausgestorben galt. Diese Vogelart sucht sich ihre Nahrung - ähnlich wie unsere Amseln - am Boden, eine Eigenart, die ihr zum Verhängnis wurde. Die Magpie Robins sind nach der Besiedlung der Inseln durch Menschen rasch eingeschleppten Tieren zum Opfer gefallen.

Nur durch gezielte Schutzmaßnahmen unter der Aufsicht von „Bird Life International“ und vor allem durch die Ausrottung der Katzen auf Frégate konnte die Art wortwörtlich in letzter Sekunde gerettet werden. In den neunziger Jahren wurde der Magpie Robin mit einigen Exemplaren erfolgreich auf Cousin und ein Jahr später auf Aride und schließlich auch auf Cousine angesiedelt. Bei Führungen auf Cousin und Aride ist er heute fast immer zu sehen: Wenn man kleine Steine umdreht oder mit der Hand oder einem Ast in der Laubschicht stochert, werden sofort neugierige Magpie Robins und Wright’s Skinke angelockt. Gemeinsam vertilgen sie dann Insekten, Termiten, Tausendfüßler, Larven und Würmer, die sie am Boden finden.

Die Eigenart des Vogels sofort auf umgedrehte Steine oder Blätter zu reagieren kommt nich von ungefähr. Da die Dichte der Beutetiere auf dem Granitgestein eher gering ist, haben die Seychellendajale eine Strategie entwickelt, ihre Nahrungsmenge merklich zu erhöhen: Sie begleiteten die Riesenschildkröten, die mit ihrer schwerfälligen Gangart permanent herabgefallenes Laub und Steine beiseite schoben und somit ständig Spinnen, Tausendfüßer, Insekten und anderes kleines Getier freilegten.

Der Vogel kommt heute auf den Seychelleninseln Aride, Cousin, Cousine und Frégate vor. Um 1960 gab es nur mehr etwa 10 Dajal-Paare auf der winzigen Insel Frégate. Dass die Art überhaupt überlebt hat, grenzt an ein Wunder: Frégate war zufällig rattenfrei geblieben und Anfang des 20. Jahrhunderts starben alle eingeschleppten Katzen an einer Krankheit dort aus. Jedoch gelang es jahrzehntelang nicht, den Bestand dieser Art auf Frégate zu erhöhen, trotz intensivster Schutzbemühungen. Zwischenzeitlich zählte man 41 Exemplare 1978, doch in den Folgejahren brach der Bestand erneut auf 20 Individuen ein.

1990 gab es noch 22 Individuen, als endlich die Organisation Royal Society for the Protection of Birds (RSPB) und Birdlife Seychelles ein aufwendiges Rettungsprogramm starteten. Seither wird der Vogel auf den beiden unter Naturschutz stehenden Inseln Cousin und Cousine wieder angesiedelt. Auf Cousin kommen etwa 30 Vögel vor, damit ist die Kapazitätsgrenze dort erreicht. Ebenso fanden anschließend Auswilderungen auf Aride statt, die zunächst scheiterten, dann aber erfolgreich waren. Stand 2003 existierten insgesamt etwa 120 Exemplare der gefährdeten Spezies auf den Inseln. Heute (2007) sollten es wieder etwa 200 Individuen sein. Das Rettungsprogramm scheint bisher recht erfolgreich zu verlaufen.

Arten der Gattung Copsychus

Copsychus albospecularis, Madagaskardajal, Madagascar Magpie Robin
Copsychus luzoniensis, Brauenschama, White-browed Shama
Copsychus malabaricus, Schamadrossel, White-rumped Shama
Copsychus niger, Mohrendajal, Black Shama
Copsychus pyrrhopygus, Feuerschwanzschama, Orange-tailed Shama
Copsychus saularis, Dajaldrossel, Magpie Robin
Copsychus sechellarum, Seychellendajal, Seychelles Magpie Robin
Copsychus spec.
Copsychus stricklandii, Weißkappenschama, Strickland's Shama


The magpie-robins or shamas are medium-sized insectivorous birds (some also eat berries and other fruit) in the genera Copsychus and Trichixos. They were formerly in the thrush family Turdidae, but are more often now treated as part of the Old World flycatcher Muscicapidae.

The Oriental magpie robin is the national bird of Bangladesh. It is one of the more familiar birds about towns and villages of Bangladesh and it is called Doel.

These are African and Asian garden and forest dwelling species.

Among the most critically endangered birds on the planet is the Seychelles Magpie-Robin. When I photographed this male in 1992, only 23 were left in the wild. Fortunately, its attempted recovery is being closely monitored (note that the bird is banded) and numbers were up some by the mid-1990s (to 60 birds; see McCulloch 1996) but had declined again late in the century.
Die ... Begeisterung, die wir beim Betrachten der Natur empfinden, ist eine Erinnerung an die Zeit, da wir Tiere, Bäume, Blumen und Erde waren ... Leo N. Tolstoi

Robert, Salzburg
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